Mehr als 36 Jahre ist es her, dass der damalige iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini zur Ermordung des britischen Autors Salman Rushdie aufrief. Vor knapp drei Jahren versuchte ein Mann, dieses Todesurteil umzusetzen, attackierte den Schriftsteller auf offener Bühne mit einem Messer. Rushdie überlebte schwer verletzt. Der Täter wurde jetzt von einem Gericht im US-Bundesstaat New York verurteilt.
Im August 2022 hatte der 27-jährige US-Amerikaner Hadi Matar bei einer Lesung des heute 77 Jahre alten Salman Rushdie diesen im Bundesstaat New York auf der Bühne angegriffen und 15 Mal auf den Autor eingestochen. Der schwarz gekleidete und maskierte Täter konnte schließlich überwältigt werden. Rushdie blieb schwer verletzt zurück, verlor das Augenlicht auf dem rechten Auge. Seither trägt er eine Brille mit einem abgedunkelten Glas.
Noch bevor das Gericht im US-Bundesstaat New York den Täter jetzt wegen versuchten Mordes zu 25 Jahren Haft verurteilte, hatte Rushdie die traumatischen Ereignisse der Tat und der Zeit danach in einem Buch mit dem Titel "Knife" (Messer) verarbeitet. Darin geht es auch um religiösen Fanatismus und die Macht von Worten. Und dass Worte am Ende "die einzigen Sieger" sind, wie es Rushdie schon früher in seinem Roman "Victory City" ausgedrückt hatte. Rushdie beschreibt darin, dass Könige und Königinnen, Sieger und Besiegte, letztlich nur noch in den Worten der Überlieferung weiterexistieren. Was von ihren Taten bleibt, sei das, was in Geschichten, Büchern und Erinnerungen festgehalten wurde. Die Gewalt vergehe, aber die Sprache, das Erzählen und die Literatur überdauerten und prägten das kollektive Gedächtnis.
Der Attentäter war noch nicht einmal geboren, als Rushdie 1988 sein Buch "Die Satanischen Verse" veröffentlicht hatte. Dieser Roman hatte weltweit zu massiven Protesten geführt. Muslime fühlten sich in ihrem Glauben und in der Darstellung des Propheten Mohammed beleidigt. In mehreren Ländern wurde das Buch verboten, es kam zu Demonstrationen und Ausschreitungen. 1989 rief der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini eine Fatwa (islamisches Rechtsgutachten) aus, in der er alle Muslime aufforderte, Rushdie und alle an der Veröffentlichung Beteiligten zu töten. Ein Kopfgeld wurde ausgesetzt. Rushdie lebte daraufhin jahrelang unter Polizeischutz und an wechselnden, geheimen Orten.
Der verurteilte Täter Hadi Matar ist US-Amerikaner libanesischer Herkunft und wuchs in New Jersey auf. Im Rahmen des Prozesses gab er an, Rushdie für die "Beleidigung des Islam" verantwortlich zu machen und bezog sich dabei auf die Fatwa von Ayatollah Khomeini, der ein "großartiger Mensch" gewesen sei. Er habe Videos aus der damaligen Zeit gesehen und Teile des Buches gelesen.
Der hpd hatte den Fall nach dem Attentat im August 2022 kommentiert.